Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stand im gesamten Jahr 2022 im Fokus der Vortragstätigkeiten und wird uns auch in diesem Jahr weiterhin beschäftigen. Schon der Umstand, dass der Krieg nach einem knappen Jahr immer noch andauert, war zu Beginn vermutlich von den wenigsten Experten erwartet worden.
Um den Jahreswechsel herum wird an allen Fronten zwar weiter heftig gekämpft, aber wetterbedingt und/oder aufgrund von Erschöpfung der Ressourcen sind größere Geländegewinne einer Seite seit Wochen nicht zu erkennen. Die Kämpfe an den Fronten sind – zumindest vorübergehend – zu einem Stellungskrieg mutiert. Es handelt sich allerdings, das zeigt sich immer deutlicher, nicht um eine symmetrische Auseinandersetzung. Die Asymmetrie ergibt sich aus dem Umstand, dass sich Russland grundsätzlich nicht an das Kriegsvölkerrecht hält und mit Terrorangriffen aus der Luft die kritische zivile Infrastruktur der Ukraine schwer beeinträchtigt, während russisches Territorium – nicht zuletzt aufgrund der Drohung mit dem Einsatz von Nuklearwaffen – weitgehend unversehrt bleibt. Ob und wann Russland die Munition für diese Art von Kriegführung ausgeht, inwieweit die Ukraine ihre kritische Infrastruktur mit einer Verstärkung ihrer Luftverteidigung besser schützen und zerstörte schnell wiederherstellen kann, wird sich zeigen müssen. Die mit den Zerstörungen verbundene russische Zielsetzung, durch Entbehrungen die Widerstandskraft des ukrainischen Volkes zu brechen, wird jedoch aller Voraussicht nach verfehlt – das Gegenteil ist wahrscheinlicher.
Zum weiteren Verlauf des Krieges sind viele Fragen offen. Beide Seiten sind derzeit offenbar bemüht, die Verluste an Personal und Material, soweit das überhaupt möglich ist, zu ersetzen, um die Truppe wieder zu größeren Angriffsoperationen zu befähigen. Diese Phase der Auseinandersetzung bietet sich daher förmlich an, einmal eine Zwischenbilanz des Krieges gegen die Ukraine zu ziehen.
Eine politische und militärische Analyse der Aggression Russlands gegen die Ukraine
General a.D. Egon Ramms
ehem. Oberbefehlshaber des Allied Joint Force Command, Brunssum
Vorstandsmitglied und Sprecher des Forums Bonn
der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e. V.
Moltkesaal, Hardthöhe
Fontainengraben 150, 53123 Bonn
Aufgrund der großen Nachfrage, wird die Veranstaltung in den Moltkesaal verlegt. Eine Anmeldung ist derzeit nicht mehr möglich!