André Wüstner, der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, ist die bekannteste Stimme der deutschen Soldatinnen und Soldaten. Im Atlatic Talk freut sich der Oberstleutnant über die erstmals ehrlichen Worte der militärischen und politischen Führung zum Zustand der Bundeswehr. »Schlecht gewappnet« hatten Generalinspekteur Eberhard Zorn und Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer (CDU) die Bundeswehr in ihrem Positionspapier zur »Bundeswehr der Zukunft« genannt. Bisherige Darstellungen hätten die Wirklichkeit statistisch eher geschönt. Gefährliche Lücken in der Flugabwehr z.B. gegen russische Hyperschall-Flugkörper, unsinnige Waffenbestellungen, die Langsamkeit der schnellen Eingreiftruppe, die ihr Material in einer »Operation Läusekamm« zusammensuchen muss – André Wüstner legt schonungslos den Finger in manche offene Wunde.
Im Gespräch mit Moderator Oliver Weilandt fragt der Verbandsvorsitzende auch, welchen Sinn das geplante deutsche Engagement mit der Fregatte »Bayern« im süd-chinesischen Meer machen solle. Die Soldaten hätten sicher nichts gegen eine Abenteuerreise mit Sushi-Frühstück bei angekündigten Hafenbesuchen in Japan einzuwenden, hinsichtlich der Sicherung von internationalen Handelsstraßen und der militärischen Unterstützung deutscher Wertepartner seien die maritimen Fähigkeiten hingegen wohl vorsichtig als eher begrenzt einzuschätzen.
André Wüstner benennt konkrete Defizite beim Material (»da fehlt es an allem«) Fähigkeiten und Struktur. Der Oberstleutnant bittet und wirbt aber zugleich auch für mehr Interesse an sicherheitspolitischen Fragen – in der Öffentlichkeit, im Parlament und nicht zuletzt im Kanzleramt.