Die Bedeutung des transatlantischen Bündnisses unterliegt seit geraumer Zeit einem erheblichen Wandel. In den USA, aber auch in einigen europäischen Bündnisstaaten vollziehen sich gegenwärtig politische Veränderungen, die die vertragliche Klammer zwischen den Bündnispartnern sowie fundamentale Prinzipien der westlichen Wertegemeinschaft in Frage stellen. Bislang war die NATO für Europa der Garant sicherheitspolitischer Stabilität, weil sie zu komplexen militärischen Operationen im gesamten Aufgabenspektrum der Bündnis- und Landesverteidigung bis hin zu internationalem Krisenmanagement in der Lage war.
Inzwischen ist die Zukunft der Allianz, die das wesentliche Rückgrat unserer Sicherheitsvorsorge bildet, mehr denn je fraglich. Das berührt in erheblichem Maße die Ausrichtung unserer Verteidigungsplanung in zahlreichen Bereichen. Während des alten Ost-West-Konfliktes war beispielsweise die Integrierte NATO-Luftverteidigung ein militärisches Instrument mit erheblicher Abschreckungs- bzw. Schutzwirkung. Wenn nun im Rahmen der neuen Bedrohungslage in Europa umfassende Verteidigungsfähigkeit ein Gebot der Stunde ist, dann genügt eben nicht der prüfende Blick auf die eigenen nationalen Fähigkeiten. Vielmehr ist zu fragen, ob angesichts neuer Lagefaktoren die NATO ihren originären Zweck der Abwehr militärischer Bedrohungen des Bündnisgebietes noch erfüllen wird.
Wie der laufende Ukrainekrieg eindrücklich zeigt, haben alle Aspekte von Luftmacht dafür eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Zuallererst steht hierbei die Frage im Raum, ob das Bündnisgebiet gegen das mittlerweile vielfältige und zum Teil neuartige Spektrum der Luftbedrohung wirksam geschützt werden kann. Im Weiteren muss die Allianz in der Lage sein, durch konzertierte Luftangriffsoperationen einen Aggressor in seinen offensiven Handlungsmöglichkeiten massiv einzuschränken. Um diese Zielsetzungen aufwandswirksam zu erreichen, bedarf es neben einer kohärenten Planung möglichst weitgehender Interoperabilität sowie Standardisierung. Hier hat die NATO in der Vergangenheit Beachtliches geleistet. Folglich ist es trotz der bestehenden Fliehkräfte und geänderter Rollenverständnisse einzelner Bündnispartner für die Glaubwürdigkeit unserer Abschreckung bzw. Verteidigungsfähigkeit essentiell, dass die NATO in ihren Strukturen und Planungen weiterhin ihre umfassende Schutz- und Handlungsfähigkeit behält oder besser noch ausbaut. Brigadegeneral Volker Samanns vom ‚International Military Staff‘ des NATO-Hauptquartiers in Brüssel wird für uns in seinem Vortrag der Frage nachgehen, wie es in Bezug auf die Aspekte der Luftmacht um die Verteidigungsplanung der NATO bestellt ist. Brigadegeneral Samanns ist als Head des Joint Air Power und Space Staff Element umfassend mit Luftmachtfragen befasst. Er kann diesen Themenbereich also nuancenreich und profund für uns beleuchten. Wir dürfen nach den zahlreichen Vorträgen der letzten Monate, die sich mit der Ausrichtung unserer nationalen, dimensionsbezogenen Fähigkeiten für die Landes- und Bündnisverteidigung beschäftigt haben, nun einen interessanten wie auch bereichernden Blick in das bündnisweite Geschehen erwarten.
Zu dieser Vortragsveranstaltung, die die Deutschen Atlantischen Gesellschaft zusammen mit dem RK WEST der Clausewitz-Gesellschaft, der Sektion Köln-Bonn der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. sowie der Bonner Sektion der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. durchführen wird, laden wir Sie herzlich ein.
Brigadegeneral Volker Samanns, Head Joint Air Power und Space Element International Military Staff im HQ NATO spricht zum Thema „Bedeutung von und Herausforderung für Luftmacht bei der künftigen Verteidigungsplanung der NATO“
Anmeldungen bitte bis Mittwoch, 25. Juni 2025 an rkwest@clausewitz-gesellschaft.de (unter Angabe von Dienstgrad/Titel, Vorname, Name, Wohnort). Zum Einlass ist ein Ausweisdokument zwingend notwendig!