Durch Münzwurf zum Präsidenten – eine Gesprächsrunde am Kapitänstisch der Rickmer Rickmers in Hamburg
Bei typisch Hamburgischem Wetter trafen am 08. Oktober 2020 an Bord der Rickmer Rickmers, dem Museums- und Denkmalschiff im Hamburger Hafen, am Kapitänstisch Dr. Josef Braml und Dr. Andrew Denison zusammen zu einem gemeinsamen Gespräch über die Zukunft Amerikas und der Transatlantischen Zusammenarbeit.
Nach einer kurzen Einführung von Georg Schwarte, Moderator des Abends sowie Korrespondent aus dem Hauptstadtstudio des NDRs und ehemaliger Korrespondent in Washington, ging es direkt um das Thema, was auch an diesem Abend alle Personen am meisten beschäftigen sollte und mit dem Ablegen des Mund-Nasen-Schutzes zu Beginn der Veranstaltung eingeläutet wurde, der COVID-19-Pandemie.
Durch Trumps eigene Erkrankung an Corona sei das Thema zu seinen eigenen Missgunsten wieder in den Fokus des Wahlkampfs gerückt, so argumentiert Dr. Josef Braml, der seit Juni 2019 als Leiter des Amerika-Programms der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik tätig ist. Trump sei in dieser Situation die eigene Gesundheit weniger wichtig als die Wiederwahl und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Weiter habe die Pandemie in Amerika die sozialen Ungleichheiten hervorgehoben, insbesondere bei dem afroamerikanischen Teil der Gesellschaft, welcher überproportional von der Pandemie betroffen ist. Insbesondere der Tod von George Floyd habe die Lage angeheizt und die Gesellschaft stark gespalten, was Präsident Trump versuche zu seinem Vorteil im Wahlkampf zu nutzen. Trump scheue „sich nicht, einen gnadenlos rassistischen Wahlkampf zu führen, […] um seine eigene Basis zu mobilisieren“, so Braml.
Dr. Andrew B. Denison, selbst Amerikaner und Demokrat sowie Direktor von Transatlantic Networks, hingegen vertritt die These, dass trotz Pandemie und gesellschaftlichen Unruhen die Einheit in Amerika momentan größer sei als in den vergangenen vier Jahren der Amtszeit von Trump, insbesondere die Einheit in der Opposition gegen Trump. Das Coronavirus hingegen stehe stellvertretend für das steigende Gefühl der Verwundbarkeit, welches die Amerikaner in den vergangenen Jahren stark beeinflusst hat. Allerdings würden durch die Pandemie auch die sozialen Spannungen gestärkt Dies bringe viele Amerikanerinnen und Amerikaner auch dazu, über ihre Privilegien zu reflektieren, was auf gewisse weise neuen Zusammenhalt im Gedanken der sozialen Einheit schafft.
Weiter führte Dr. Denison aus, dass die transatlantische Zusammenarbeit weiterhin von höchster Bedeutung sei und plädierte für ein besseres Verständnis der Deutschen von den Vereinigten Staaten von Amerika und eine engere Freundschaft zwischen den beiden. Insbesondere der Zugang zum Markt der Vereinigten Staaten ebenso wie die militärische Macht seien für Deutschland in der globalisierten Welt heutzutage unverzichtbare Vorteile. Auch Dr. Braml stimmte dieser Aussage zu, verwies allerdings auf die zum Teil abweichenden Wertevorstellungen der traditionellen Partner, die sich insbesondere unter Präsident Trump deutlicher denn je gezeigt haben.
Bezüglich des Wahlausgangs vertrat Dr. Braml die Ansicht, dass eine richtige Prognose aufgrund der Vielzahl von Faktoren fast unmöglich sei und stellte das Wahlergebnis mit dem Ergebnis eines Münzwurfs in Vergleich. Der Diskutant wagte dann auch direkt vor Ort die Prognose durch Münzwurf mit dem Ergebnis, dass Joe Biden die Wahl gewinnen wird. Die gleiche Prognose traf auch Dr. Denison, allerdings aufgrund der von ihm erlebten Lage in den USA und gesellschaftlichen Bewegungen.
Einig waren sich die beiden Diskutanten weiter hinsichtlich der Frage, ob eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump die Demokratie in Amerika gefährden könnte. Während Dr. Josef Braml eindringlich deutlich machte, dass man bei einem knappen Wahlergebnis auf vieles gefasst sein müsse, drückte Dr. Andrew B. Denison seine Hoffnung aus, dass nach der Wahl eine Reform des Wahlsystems durchgeführt werden wird.
Abschließend möchten wir uns bei Herrn Dr. Josef Braml und Herrn Dr. Andrew B. Denison für Ihre Zeit und Mühen, das transatlantische Verhältnis sowie die derzeitigen Vorgänge in den USA zu beleuchten, herzlich bedanken. Darüber hinaus danken wir Herrn Georg Schwarte, der als Moderator durch den Abend geleitet hat und unserem Kooperationspartner NDR Info.
NDR Info zeichnete die Veranstaltung auf und strahlt sie in einer Zusammenfassung am 12. Oktober um 20:30 Uhr in der Sendereihe „Das Forum“ auf NDR aus.
Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem NDR Info statt. NDR Info zeichnet die Veranstaltung auf und strahlt sie in einer Zusammenfassung am 12. Oktober um 20:30 Uhr in der Sendereihe „Das Forum“ auf NDR aus.
Video-Aufzeichnung vom 08. Oktober 2020 um 19:00 Uhr