Janusz Reiter, der ehemalige polnische Botschafter in Berlin und Washington, ist ein Freund offener Gespräche. Polnische Reparationsforderungen machen ihm Angst, wenngleich sie ihm moralisch gerechtfertigt erscheinen. Ein handfestes deutsches Engagement in die osteuropäische und insbesondere die polnische Sicherheit und damit in die sichere Zukunft Europas hält er allerdings für den besseren Weg zum Aufbau von Vertrauen und zur Überwindung von historischen Komplexen.
Den Gedanken, dass Polen die Rolle Deutschlands in Fragen der umstrittenen nuklearen Teilhabe in der NATO übernehmen könnte, hält der Gründer und Vorsitzende des Zentrums für internationale Beziehungen in Warschau für völlig abwegig, sinnlos und undurchdacht. Die Stationierung der aus Deutschland abgezogenen US-Soldatinnen und Soldaten bewertet Reiter aus polnischer Sicht als verständlich, aber doch von eher symbolischem Wert.
Die russische Einflussnahme in Polens Nachbarland Belarus und die Suche nach einer angemessenen gesamteuropäischen Strategie sind ebenso Thema wie die in Polen ungeliebte Gas-Pipeline Nord-Stream 2. Janusz Reiter lädt ein – diplomatisch gewinnend und werbend für eine gute Nachbarschaft zweier Länder, deren Versöhnung immer wieder als eine offene Aufgabe erscheint.