Chancen, Risiken und Bedrohungen durch die Nutzung des Weltraums
Kalkar. Im Bürgerhaus in Uedem fand am Dienstagabend, den 21.03.2023 der dritte Wintervortrag des Zentrum Luftoperationen, in Kooperation mit der Deutschen Atlantischen Gesellschaft Region Niederrhein statt. Der Gastgeber, Generalleutnant Poschwatta, Kommandeur Zentrum Luftoperationen begrüßte über 300 Gäste zum letzten Vortrag der Wintervortragsreihe 2022/2023. Der Weltraum erscheint vielen weit weg, ist aber tatsächlich Teil unseres modernen Lebens.
Schon mit der Auswahl der beiden Referenten, Dr. Gerald Braun von der Raumfahrtagentur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und ziviler Leiter des Weltraumlagezentrums und Generalmajor Michael Traut, Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr, zeigte sich die Besonderheit der Dimension Weltraum. Denn im Weltraumlagezentrum des Weltraumkommandos der Bundeswehr arbeiten zwei Ministerien, das BMWK /Wirtschafts- und Klimaschutz, und das Verteidigungsressort Seite an Seite.
Dr. Gerald Braun veranschaulichte die Problematik des zunehmenden Weltraumschrotts durch die vielen Nutzer des Weltraums und die damit zunehmende Gefahr für Satelliten. Objekte ab einer Größe von 1 cm mit einer Geschwindigkeit von ca. 27.000 km/h können bei einer Kollision selbst die ISS ernsthaft beschädigen. Von dieser Größenordnung kreisen mittlerweile etwa ca. 1 Mio. Teile um die Erde. Zur Vermeidung von Kollisionen werden größere Objekte erfasst und ihre Bahnen verfolgt. Das Weltraumkommando der Bundeswehr stellt unter der URL https://whatsin.space/ eine Darstellung der aktuellen Situation für jedermann zur Verfügung.
Generalmajor Michael Traut betonte die Abhängigkeit unseres modernen Lebens von einer funktionierenden Raumfahrt. Ein Film des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt führte den zahlreichen Zuhörern vor Augen, wie tief bereits Satelliten im erdnahen Weltraum in unser Leben eingreifen. Der Platz, der für diese Zwecke genutzt werden könne, sei nicht unbegrenzt. Die Wertschöpfung der Weltraumwirtschaft habe die höchsten Wachstumsraten und jeder wolle ein Stück vom Kuchen abhaben. „Im Weltraum gibt es nahezu keine Regeln. Lediglich der Weltraumvertrag der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1967 versucht sich an Regelungen. Dort stehe sinngemäß: Der Weltraum gehöre der Allgemeinheit und es dürfen dort keine Nuklearwaffen stationiert werden. „Die Situation ist vergleichbar mit der Zeit des Wilden Westens“, betonte Generalmajor Traut und veranschaulichte mit diesem Bild die rechtliche Seite der Weltraumnutzung.
Die kommerzielle und militärische Nutzung könne nicht voneinander getrennt werden. „Es ergeben sich nahezu täglich Interessenkonflikte zwischen den unterschiedlichen Akteuren: Wer weicht aus, wenn sich zwei Satelliten auf Kollisionskurs befinden? Ausweichen verbraucht Treibstoff und verkürzt die Nutzungsdauer.“ Das müsse von Fall zu Fall direkt abgesprochen werden, betonte der General. Manchmal sei der Betreiber auch nicht erreichbar. Die Gewährleistung der Sicherheit im Weltraum erfordere internationales Handeln. Nachhaltige und zukunftsfähige Weltraumnutzung sei nur durch neue Formen der Kooperation möglich und sei von strategischer Relevanz.
Die zahlreichen Fragen, unter anderem von Schülern und Schülerinnen des städtischen Gymnasiums und des Collegium Augustianum aus Goch, zeigte die Relevanz des Themas. Mit diesem dritten Vortrag fand die Reihe der Wintervorträge in Kooperation mit der Deutschen Atlantischen Gesellschaft ihren saisonalen Abschluss.
Fotos: Pressestelle Luftwaffe Kalkar-Uedem / Ines Heek und Patrick Bransmöller