Das Bonner Forum der Deutschen Atlantischen Gesellschaft hatte zum traditionellen Weihnachtsessen in festlichem Rahmen geladen, zu dem regelmäßig am letzten Samstag im November ausgewählte Redner zu aktuellen Themen vortragen.
Nachdem im vergangenen Jahr der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert, jetzt Leiter der Konrad-Adenauer Stiftung, vortrug, konnte General a.D. Egon Ramms, der Sprecher des Forums Bonn in diesem Jahr die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, Frau Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann für einen Vortrag gewinnen.
Im vollen Saal, vor knapp 250 Zuhörern, darunter auch der Inspekteur der Streitkräftebasis Generalleutnant Martin Schelleis, dankte General a.D. Ramms Frau Dr. Strack-Zimmermann für ihre unkomplizierte Zusage vor dem Bonner Forum zu diesem Thema zu sprechen. Unter den Zuhörern begrüßte Ramms auch die Leiter anderer Regionalforen der DAG. Nach einführenden Worten und der Vorstellung ihrer Person übergab er das Wort an Frau Dr. Strack-Zimmermann.
Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar sei eine Zäsur. Seine Folgen, so Strack-Zimmermann, böten für Deutschland auch eine Chance zum Umdenken. Dies habe auch Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede vom 27. Februar deutlich gemacht, als er von einer Zeitenwende sprach. Deutschland müsse sich neu aufstellen. Dies betreffe nicht nur die Verteidigungsbereitschaft, sondern insbesondere auch die wirtschaftlichen Verflechtungen.
Man müsse sich von Abhängigkeiten lösen. Ein weiter so, könne es nicht geben. Manche Produktionsstätten müssten zurück nach Europa geholt werden und Diversifizierung sei das Gebot der Stunde. Dies insbesondere, weil unser Systemrivale neben Russland vor allem China sei. Wichtig sei dabei, dass man die Menschen im Land mitnehme.
Die Unterstützung der Ukraine, wirtschaftlich, humanitär und militärisch sei ein Stück weit auch Bündnisverteidigung, auch wenn die Ukraine weder NATO- noch EU-Mitglied sei und dies auch so schnell nicht werde. Es gelte Naivität abzustreifen, denn die Welt sei nun einmal nicht ein Paradies.
Deutschland tue sehr viel um die Ukraine zu unterstützen. Und was Deutschland leiste und liefere sei qualitativ hochwertig. Dies würde auch in der Ukraine gesehen. Trotzdem hätte Deutschland die Möglichkeit militärisch mehr zu liefern und damit zu zeigen, dass es nach den schrecklichen Gräueln des II. Weltkriegs Verantwortung im Kreis der Demokratien zu übernehmen bereit sei. Das Narrativ, deutsche Panzer auf ukrainischem Boden im Kampf gegen russische Panzer, schürten im Ausland alte Ängste, sei aus ihrer Wahrnehmung völlig unbegründet, vielmehr handele es sich um eine deutsche Nabelschau. Wer jetzt nicht die Ukraine unterstütze, habe nichts aus den Fehlern der halbherzigen Reaktionen auf die Besetzung der Krim 2014 gelernt. Es gelte jetzt zu handeln und zu helfen.
Der 30minütige spannende Vortrag mit persönlichen Einblicken in ihre Arbeit und einer schonungslosen Analyse wurde von den Zuhörern mit anhaltendem Applaus honoriert.
General a.D. Ramms dankte Frau Dr. Strack-Zimmermann für ihre offenen Worte und leitete die sich anschließende äußerst rege Diskussion. Nicht alle Fragen konnten in den verbleibenden 40 Minuten gestellt werden. Zu persönlichen Gesprächen untereinander und mit der Referentin blieb jedoch beim anschließenden Essen ausreichend Zeit.