Im Walter-Lübcke-Saal des Regierungspräsidiums Kassel fand am 28. November 2024 eine hochkarätig besetzte Paneldiskussion zur transatlantischen Sicherheitspolitik nach den US-Wahlen statt. Die Veranstaltung, die von der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e.V. organisiert wurde, bot spannende Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven für die transatlantische Zusammenarbeit.
Einleitung und Impulse
Nach der Begrüßung durch Vize-Regierungspräsidenten Dr. Alexander Wachter und Johannes Lay, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, eröffnete Prof. Dr. Mischa Honeck, Historiker an der Universität Kassel, die Diskussion mit einem eindrucksvollen Impulsvortrag.
Prof. Dr. Honeck skizzierte die historischen Wurzeln des Isolationismus in den USA und zeichnete eine beunruhigende Parallele zwischen den gegenwärtigen Tendenzen und den anti-europäischen Strömungen früherer Jahrzehnte. Sein Vortrag begann mit einem Zitat von Charles Lindbergh aus den 1930er Jahren, das – obwohl historisch – auf alarmierende Weise an jüngste Äußerungen aus dem Umfeld von Donald Trump erinnert. Mit seinem tiefgründigen historischen Vergleich argumentierte Prof. Dr. Honeck, dass anti-europäische und illiberale Haltungen keineswegs neue Phänomene in der amerikanischen Politik sind. Er betonte, dass die Europäische Union und insbesondere Deutschland angesichts des Rückzugs klassischer transatlantischer Verfechter wie Joe Biden mehr Verantwortung übernehmen müssen.
Paneldiskussion: Sicherheitspolitische Herausforderungen
In der anschließenden Paneldiskussion beleuchteten die Experten die sicherheitspolitischen Herausforderungen und Handlungsoptionen. Neben Prof. Dr. Honeck nahmen Steffen Schwarzkopf, Chefreporter von WELT-TV, und Generalleutnant a. D. Heinrich Brauß, ehemals Beigeordneter NATO-Generalsekretär für Verteidigungspolitik, an der Diskussion teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jürgen Fischer, Regionalleiter der Deutschen Atlantischen Gesellschaft Nordhessen.
Die Diskussion drehte sich um die strategischen Implikationen der jüngsten US-Wahlen. Schwarzkopf betonte die wachsende Unsicherheit, ob die USA unter einer möglichen erneuten Trump-Regierung ihrer Führungsrolle im transatlantischen Bündnis nachkommen werden. Generalleutnant a. D. Brauß warnte vor den sicherheitspolitischen Konsequenzen einer Destabilisierung der NATO, sollte Europa nicht stärker in die eigene Verteidigung investieren.
Prof. Dr. Honeck ergänzte, dass Europa historisch gesehen immer wieder in der Pflicht war, sich selbst zu behaupten – ein Muster, das sich auch heute wieder zeigt. Alle Panelisten waren sich einig, dass die europäische Eigenverantwortung in Verteidigungsfragen entscheidend ist, um langfristig das transatlantische Bündnis zu stärken.
Ausklang und Ausblick
Im Anschluss an die Diskussion bot sich bei Getränken und Snacks die Gelegenheit zum informellen Austausch. Die Teilnehmer reflektierten über die Bedeutung der Veranstaltung in einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen.
Die Paneldiskussion lieferte nicht nur einen klaren Appell zur Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeit, sondern auch eine Mahnung, die transatlantischen Beziehungen nicht als selbstverständlich zu betrachten. Die fortschreitende Zeitenwende erfordert Mut und Entschlossenheit, um die demokratischen Werte auf beiden Seiten des Atlantiks zu bewahren.