Deutsche Atlantische Gesellschaft e.V.

RELIVE aus FÜRTH: Die Zukunft der Transatlantischen Zusammenarbeit – US-Präsidentschaftswahl 2020

„Gemeinsam die Kommunikationskanäle glühen lassen“

Trotz politischer Differenzen sind US-EU-Beziehungen immer noch tief und breit

Eine große Runde traf sich am 12. Oktober im Ludwig Erhard Zentrum in Fürth, dem Wahlkreis des DAG-Präsidenten und Bundesminister a.D. Christian Schmidt MdB, um über die U.S.-Wahlen und ihre Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen zu diskutieren. Gekonnte Fragen stellte Martin Wagner, ehem. Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks.

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Über eines waren sich die Teilnehmer/Innen im Großen und Ganzen einig: Die transatlantischen Beziehungen sind von vielen Aspekten geprägt und in den allermeisten hiervon reicht die Kooperation und Vernetzung zwischen den USA und Europa sehr weit –  unabhängig davon, wer das Präsidentenamt besetzt. Und das ist auch im Leben und Denken der Bevölkerungen immer noch verankert.

Kathrin Geck, ehemalige Teilnehmerin des Parlamentarischen Partnerschaftsprogramms und Startup-Gründerin, war in Fürth das lebendige Beispiel für die Inspiration und den Austausch zu amerikanischer Gründungsfreude, die junge Unternehmer/Innen in Europa gerade heute antreibt. „Wir können voneinander lernen“, sagte sie.

Mehr Gleichgewicht in den US-Europa-Beziehungen

Der Ehrengast des Abends, U.S.-Generalkonsulin in München Meghan Gregonis, pflichtete ihr bei und betonte u.a. die Standortvorteile und die pro-business-Einstellung des Präsidenten, die deutsche, v.a. Technologie- und Automobil-Unternehmen in den USA nutzen. Sie betonte zusätzlich die Breite der U.S.-Europäischen Beziehung im militärischen und gesellschaftlichen Bereich. Allerdings merkte sie auch an, dass mehr „Gleichgewicht“ in den Beziehungen geschaffen werden müsse, bspw. im Engagement in der NATO.

Prof. Dr. Stefan Fröhlich der Universität in Erlangen-Nürnberg gab ein differenziertes Bild der Vernetzung der transatlantischen Wirtschaft und Handelsstreitigkeiten ab: Zwar sei Präsident Trumps martialische Rhetorik in Handelsfragen gegenüber den europäischen Partnern stets präsent gewesen, doch am Ende „weiß er vielleicht doch, warum er nicht so weit gegangen ist und wie eng die Vernetzung ist“. Beide Seiten hätten in der Auseinandersetzung der Trump-Jahre berechtigte Argumente gegeben: Deutschland könne tatsächlich, aber v.a. im eigenen Interesse, seinen angestauten Investitionsbedarf austarieren und Europa habe zu Beginn der Trump-Administration dessen Vorschläge zu handelspolitischen Initiativen gegenüber China ignoriert, doch seien bspw. Trumps Anschuldigungen zur deutschen Manipulation des Euro aufgrund der Währungs-Zuständigkeit der EZB ins Leere gelaufen.

»Europa ist als wichtiger Dreh- und Angelpunkt für amerikanische Politik im Schwinden begriffen“

BM a.D. Christian Schmidt MdB

Peter Beyer MdB, Transatlantikkoordinator der Bundesregierung, stellte vor allem die Verbesserungswürdigkeit des politischen Verhältnisses in den Beziehungen der USA und Deutschlands/der EU heraus. Er warnte, auch bei der Wahl eines neuen Präsidenten Biden, vor „transatlantischer Nostalgie“. Er forderte, dass die Europäer aus Brüssel, Berlin, Paris und anderen europäischen Hauptstädten „gemeinsam die Kommunikationskanäle glühen lassen [müsse] in die USA“ und Deutschland insofern Verantwortung tragen müsse, indem es nicht auf die Wahl eines neuen Präsidenten warte, sondern „programmatische, inhaltlische und strategische Vorschläge“ macht.

DAG-Präsident Christian Schmidt betonte ebenso, dass Europa als „wichtiger Dreh- und Angelpunkt für amerikanische Politik im Schwinden begriffen“ sei und die Europäer sich darauf einstellen müssten, dass Amerika seine eigenen Interessen stärker verfolgen werde und es ihnen gleichtun solle. Zusätzlich sah Herr Schmidt vor allem das deutsche Kanzleramt als den zentralen Ansprechpartner der USA in Europa – auch weil französische Vorschläge häufig von den Deutschen für die U.S.-Amerikaner erst einmal „übersetzt“ werden müssten.

Die abschließenden Fragen des Abends zu den Streitthemen North Stream 2 und 5G beantwortete  die U.S.-Generalkonsulin Gregonis mit einem Appell an Deutschland und Europa, hier die strategische Bedeutung dieser politischen Entscheidungen zu erkennen und aktiv zu gestalten, bspw. werde bei 5G „über unsere digitale Zukunft entschieden“.

Zusammen mit Frau Geck betonte sie zudem, dass das Einbeziehen der jungen Leute v.a. in wirtschaftlicher Hinsicht große Chancen für die Zukunft der transatlantischen Beziehungen birgt.

Zu Gast:

Prof. Dr. Stefan Fröhlich

Politikwissenschaftler und Professor für Internationale Beziehungen

Stefan Fröhlich ist Professor für Internationale Politik und Politische Ökonomie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und lehrt seit vielen Jahren als Gastdozent am Collège d`Europe in Brügge, dem College of Europe in Natolin (Warschau) und dem Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Bonn. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören globale Ordnungsfragen, Außen(wirtschafts-) und Sicherheitspolitik Deutschlands, der EU und der USA, transatlantische Beziehungen sowie die Internationale Politische Ökonomie.

Professor Fröhlich studierte von 1979 bis 1985 Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Anglistik und Hispanistik in Bonn, Paris, Philadelphia und Washington. Das Studium schloss er 1985 mit einem Magister an der Universität Bonn ab, 1989 erfolgte die Promotion in Bonn, 1996 die Habilitation im Fach Politische Wissenschaft.

Von 1998-2002 war Professor Fröhlich Programmdirektor des Postgraduiertenkollegs „European Studies“ am Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Bonn, es folgten Gastdozenturen in u.a. in Antwerpen, Budapest, London, Mailand, Moskau, Boston (Harvard), Tübingen, Wien, Innsbruck und Zürich. Zudem forschte und lehrte er mehrmals in Washington D.C., 2002-2003 als Gastprofessor am Center for Transatlantic Relations an der John Hopkins-University, 2007-2008 am Woodrow Wilson International Center for Scholars und 2016-2017 an der Transatlantic Academy des German Marshall Fund.

Professor Fröhlich ist Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher, u.a. „New Perspectives on Transatlantic Relations. Multidisciplinary Approaches“ (2021), „The End of Self-Bondage – German Foreign Policy in a World Without Leadership“ (2021), „Das Ende der Selbstfesselung: Deutsche Außenpolitik in einer Welt ohne Führung“ (2019), „East Asia’s Security Architecture and the Role of the United States“ (2017), „Die Europäische Union als globaler Akteur. Eine Einführung“ (2014) und „Future Perspectives for Transatlantic Relations“ (2012). Seit vielen Jahren ist er gefragter Experte in zahlreichen deutschen und internationalen Medien.

Professor Fröhlich ist Mitglied in zahlreichen Gremien, u.a. der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, dem Zentrum für Europäische Integrationsforschung Bonn, der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft, dem Arbeitskreis Europäische Integration und dem Institut für europäische Politik.

Kathrin Geck

Unternehmerin und ehem. Teilnehmerin des Parlamentarischen Partnerschafts-Programms

Kathrin Geck ist ehemalige Teilnehmerin des Parlamentarischen Partnerschafts-Programm (PPP) und heute Unternehmerin. Die Akademikerin und frühere Unternehmensberaterin hat vor kurzem die Carl Company GmbH gegründet, die Well-being-Produkte vertreibt. Ursprung dieser Unternehmung war ihr Aufenthalt in New York.
Kathrin Geck hat mit ausgezeichneten Leistungen ihr Masterstudium an der University of St. Andrews an der School of Computer Science abgeschlossen und hält einen Bachelor in Internationaler Betriebswirtschaftslehre, den Sie an der Friedrich-Alexander Universität und Copenhagen-Business School absolviert hat. Zu Beginn Ihres Studiums ist sie von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft aufgenommen worden.

Peter Beyer MdB

Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuss (CDU/ CSU)

Peter Beyer begann seine Laufbahn nach seinem Abitur 1991 mit dem Wehrdienst in einer Kompanieführungstruppe in Wuppertal. Anschließend studierte er Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Politik in Düsseldorf und Bonn. Nach dem Studium arbeitete Beyer bei mehreren internationalen Kanzleien und Sozietäten (Mayer, Brown & Platt (heute Mayer Brown), Brinks, Hofer, Gilson & Lione, Murchison & Cumming). 2001 erlangte er den Master of Laws in Charlottesville, USA. Das CDU-Mitglied (seit 1996) bekleidete ab 2004 kommunale Ämter und zog mit seiner Erstkandidatur bei der BTW 2009 als Spitzenkandidat des Mettmanner Nordkreises in den Bundestag ein. Von 2018 bis Anfang 2022 war Beyer im Regierungsamt des Koordinators für die Transatlantische Zusammenarbeit. Seit Mai 2022 ist er Vizepräsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft.

Meghan Gregonis

US-Generalkonsulin

Meghan Gregonis ist seit Juli 2018 Generalkonsulin der Vereinigten Staaten in München. Vor ihrer Tätigkeit in Deutschland war sie stellvertretende Direktorin für Public Diplomacy im Büro für europäische und eurasische Angelegenheiten des Auswärtigen Amtes, wo sie die Public Diplomacy Bemühungen in Westeuropa leitete und erweiterte. In dieser Funktion koordinierte sie auch die Kampagnen der USA gegen Desinformation.

Zu ihren früheren Aufgaben in Washington zählt ihre Arbeit im Nationalen Sicherheitsrat im Weißen Haus, wo sie das Engagement der US-Regierung in türkischen Angelegenheiten von 2012 bis 2013 leitete. Sie koordinierte für das US-Außenministerium die Politik der Büros für europäische und nahöstliche Angelegenheiten. Dort war sie als Senior Turkey Desk Officer (2010-2012) Leiterin des Teams im Außenministerium und arbeitete als Jordan Desk Officer (2008-2010) an den jordanisch-amerikanischen Beziehungen.

Einer ihrer vorherigen Auslandseinsätzen war Islamabad, wo sie das größte Medienbüro des Außenministeriums außerhalb der Vereinigten Staaten leitete und von 2013 bis 2014 als Botschaftssprecherin tätig war. Von 2007 bis 2008 war sie außerdem Sprecherin der Botschaft und Leiterin der Presseabteilung in Riad, Saudi-Arabien. Zuvor war sie 2004-2007 als Sonderreferentin des Botschafters in Rom, 2003 als Pressesprecherin in Bagdad und 2002-2004 als Kulturattaché in Jerusalem tätig.

Meghan ist Absolventin mit ausgezeichneten Leistungen des National War College und Absolventin der New York University. Sie schloss ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Temple University ab, bevor sie 2001 in das State Department eintrat. Meghan nahm am Seminar XXI Program des Massachusetts Institute of Technology (MIT) teil, einem Programm für gegenwärtige und zukünftige Führungskräfte in den Bereichen Militär, Außenpolitik und nationale Sicherheit.

Vor ihrem Eintritt in den Auswärtigen Dienst war Meghan bei einer Venture-Capital Gesellschaft in ihrer Heimatstadt Philadelphia tätig. Sie spricht Deutsch, Italienisch, Französisch und Arabisch.

Moderation:

Martin Wagner

Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks (2014-2020)

Martin Wagner arbeitete seit 1979 für den Bayerischen Rundfunk. Zuerst in seiner Heimatstadt Würzburg bei der „Welle Mainfranken“, dann in der aktuellen Redaktion in München. Von da aus ging er 1989 als Nahost-Korrespondent der ARD nach Tel Aviv. Von 1996 bis 2001 war Martin Wagner stellvertretender Nachrichtenchef des BR-Hörfunks und wechselte danach wieder ins Ausland. Seine Arbeit als BR-Hörfunk-Korrespondent in Washington begann mit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington am 11. September 2001. Danach war er 2007 nochmals stellvertretender Nachrichtenchef und ab 2008 Leiter der Redaktion Politik, Studios Berlin und Ausland (Hörfunk) und anschließend Leiter des Studio Franken in Nürnberg (2009 – 2014). Von Mai 2014 bis Ende Juni 2020 war Martin Wagner Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks. Foto Copyright Oliver Ziebe

Bildnachweise für diese Seite
 Copyright
KGeck_Berlin1 (c) Kathrin Geck
PB Konferenzfoto Nürnberger (2) Aufnahmen von Peter Beyer, MdB am 17. Mai 2018. Fotografie: Frank NŸrnberger. www.franknuernberger.de. 0172.1013456. (c) Frank Nürnberger
Meghan-Gregonis-Pic-e1532014453513-347x433-1 © us.embassy.gov https://de.usembassy.gov/de/deutsch-amerikanische-beziehungen/gk-muenchen/
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