Dieses Jahr jährt sich in Tunesien zum elften Mal der Beginn der Protestbewegung des „Arabischen Frühlings“, welche einem Dominoeffekt gleich weitere Länder der Region erfassen und die regionale Ordnung für das gesamte folgende Jahrzehnt prägen sollte. Der Frust über die weitreichende Korruption, den Machtmissbrauch der Herrscher und die Perspektivlosigkeit der jüngeren Generationen entlud sich in eine Vielzahl von oft spontanen Demonstrationen. Die Deutsche Atlantische Gesellschaft griff im Rahmen Ihrer Reihe »Die Welt bei einem Kaffee« diese Ereignisse in einer Kooperationsveranstaltung mit dem Südwestrundfunk und dem Carl-Schurz-Haus Freiburg auf:
10 Jahre Arabischer Frühling: Transatlantische Perspektiven
Neben Tunesien galt insbesondere Ägypten als Hoffnungsträger der arabischen Aufstände. Nach dem Sturz Hosni Mubaraks fanden 2012 weitgehend freie und faire Wahlen statt und eine Verfassungsgebende Versammlung wurde eingesetzt. Doch die von westlichen Beobachtern gepriesene Aufbruchsstimmung, angetrieben unter anderem von einer nach gesellschaftlicher Veränderung strebenden Jugend, bewirkte nur in den wenigsten Fällen den erhofften Nährboden für demokratische Strukturen: Das demokratische Experiment im bevölkerungsreichen Ägypten endete im Juli 2013 mit einem Militärputsch; andere Länder der Region erlebten in der Folge gar blutige Bürgerkriege. Diese Entwicklung gilt es zu erklären, und zwar in einem Blick zurück wie auch nach vorne: Was waren die Gründe für die Revolten? Wie steht es nun, zehn Jahre nach der Revolution, um die Demokratie in Ländern wie Ägypten, Libyen, Syrien und Tunesien? Und wo steht insbesondere Ägypten als ehemals wichtigster regionaler Partner des Westens heute, auch mit Blick auf den Vergleichskontext in seiner Nachbarschaft? Diese Fragen diskutieren wir stets unter Beachtung der Handlungsoptionen für Europa und die USA, die in ihrer Mittelmeerpolitik lange Zeit auf Stabilität statt Reformen gesetzt haben. Dabei haben wir zurückgeblickt auf die Bilder von damals aus den Straßen von Tunis und Kairo.
Direkt aus dem Schlossbergsaal des SWR Studio Freiburg mit:
Prof. Dr. Oliver Schlumberger
Professor für Politik des Vorderen Orients und Vergleichende Politikwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen
Jessica Noll
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg
Dr. Andrew B. Denison
Direktor von Transatlantic Networks
Moderation:
Peter Steffe
Teamleiter Hörfunk im SWR-Studio Freiburg, ehem. ARD-Korrespondent in Kairo (2011−2016)
Die Diskussion war als Livestream beim SWR und auf dem Youtube-Kanal der Deutschen Atlantischen Gesellschaft zu sehen.