Die Welt bei einem Kaffee, so heißt die neue Gesprächsreihe der Deutschen Atlantischen Gesellschaft. Wir haben uns gefreut, Sie zur ersten Veranstaltung einladen zu können, in der wir einen eingehenden Blick auf China gewagt haben:
Zu Gast waren:
Prof. Dr. Gunter Schubert
Lehrstuhl für Greater China Studies am Asien-Orient-Institut, Abteilung für Sinologie, Universität Tübingen
Moderation
Christian Gottschalk
Redaktion Politik, Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten
Unter Berufung auf lediglich neun rasche Federstriche, mit denen die chinesische Regierung auf einer den Vereinten Nationen übergebenen Seekarte ihr Hoheitsgebiet markierte, rechtfertigt die Volksrepublik ihre Gebietsansprüche im südchinesischen Meer. Dabei haben Anrainerstaaten wie die Philippinen, Vietnam oder Malaysia viel längere Küstenlinien rund um das Randmeer des pazifischen Ozeans. Eine Militarisierung der chinesischen Inselstützpunkte, diplomatische Beschwerden vonseiten Manilas und eine US-amerikanische militärische Präsenz mit dem erklärten Ziel der Sicherung der Freiheit der Seefahrt sind daher an der Tagesordnung. Nachdem China im Jahr 2016 hinsichtlich der Auseinandersetzung mit den Philippinen ein Urteil des Internationalen Seegerichtshofs ignorierte, ergeben sich vermehrt Fragen hinsichtlich der Reichweite der vom Westen initiierten regelbasierten Weltordnung. Gleiches gilt für die ehemalige britische Kolonie Hongkong nach dem Erlass eines Gesetzes zum „Schutz der nationalen Sicherheit“ vonseiten Pekings im Juni 2020. Auch auf den als abtrünnige Provinz betrachteten Inselstaat Taiwan erhöht China den Druck, da hier eine selbstbewusste Jugend auf politische Selbstbestimmung drängt. Zudem entfaltet China auch in Afrika und Lateinamerika zunehmend Einfluss. Wohin steuert die chinesische Politik? Folgt sie einer »Großen Strategie«? Welche Handlungsoptionen erwachsen daraus für die USA, die sich nach dem erklärten Ziel eines geopolitischen Fokus auf den asiatisch-pazifischen Raum („Pivot to Asia“) nun stärker vor Chinas Haustür engagieren wollen? Und welche Rolle kann das sich als normative Macht auf der Weltbühne sehende Europa hier spielen?
Das Gespräch fand im Tübinger Hesse-Kabinett statt. Untergebracht ist das Kabinett in einem Teil der Räume des Antiquariats Heckenhauer am Holzmarkt. Hier trat Nobelpreisträger Hermann Hesse 1895 seine Lehre als Buchhändler an. In der Universitätsstadt fand er nach krisenhaften Jugendjahren endlich innere Ruhe und begann, sich intensiv der Literatur zu widmen.
Die Veranstaltung umfasste eine moderierte Diskussion sowie eine anschließende Fragerunde aus dem Publikum.
Kooperationspartner war die Hochschulgruppe für Außen- und Sicherheitspolitik in Tübingen.